aus "Stemmerter Blätter" Nr. 38 / Mai 1960

5 Jahre Graf-Arnold-Alumnat e. V. Burgsteinfurt

am 30. Mai 1959

Schon vor dem 1. Weltkrieg gab es in Burgsteinfurt ein Alumnat. Der damalige Gymnasialdirektor Heilmann richtete es zu Ostern 1906 im Hause Leerer Str. 102 ein. 17 Schüler konnten aufgenommen werden. Die Geschäftsführung übernahm Pfarrer Rothfuchs, die Schulaufsicht der Gymnasialdirektor und 2 Lehrer, nämlich Blankenburg und Dreyer. Den Haushalt führte Frau Zillesen (Tochter des verstorbenen hiesigen Pfarrers Schimmel). Die wichtigste Persönlichkeit, von dessen Leitung alles abhing, war der Alumnatsinspektor Pastor Torhorst. Er war seit Ostern 1904 Prinzenerzieher auf dem fürstlichen Schloß. Schon 1907 wurde Pastor Torhorst in eine auswärtige Stelle berufen. Hintereinander waren Inspektoren die Kandidaten Petermann, Schwertfeger und Osthoff. Das Alumnat war gut besucht und mußte wegen Platzmangel viele Anmeldungen zurückweisen. Nachdem es 4 Jahre bestanden hatte, wurde es zum 1. 4. 1910 aufgelöst, weil es finanziell nicht zu halten war.

Seit 1918 wurde in Burgsteinfurt immer wieder der Wunsch nach Neugründung eines Alumnates vorgetragen. Unüberhörbar wurde dieser Wunsch in den durch die Nachkriegsverhältnisse schwierigen Jahren nach dem 2. Weltkrieg. Nach der Währungsreform stellte Seine Durchlaucht, Fürst Victor Adolf zu Bentheim und Steinfurt, ein Grundstück für den Bau eines Alumnates zur Verfügung. Baupläne wurden entworfen und Finanzierungsverhandlungen geführt.

Am 4. 1. 1954 bot die Firma Tenrich & Wegmann das 1949 in der Graf-Ludwig-Straße erbaute Arbeiterinnenwohnheim zur Vermietung an. Die Verhandlungen nahmen einen so guten Fortgang, dass der am 25. 2. 1954 gegründete Graf-Arnold-Alumnat e. V. Burgsteinfurt bereits am 29. 3. 1954 den Mietvertrag mit der Firma Tenrich & Wegmann abschließen konnte. Zu Beginn des Schuljahres 1954 zogen 65 Schüler und Schülerinnen in das Alumnat ein und besuchten das Gymnasium Arnoldinum, die Städtische Mädchen-Realschule in Burgsteinfurt, die Jungen-Realschule in Borghorst und in einigen Ausnahmefällen die evangelische Volksschule in Bürgsteinfurt.

Am 30. 5. 1954 fand die feierliche Eröffnung des Alumnates statt, die mit einem Festgottesdienst in der Großen Kirche begann. Die Festpredigt hielt Landeskirchenrat Nockemann, Bielefeld. Nach dem Gottesdienst hatten die auswärtigen Gäste Gelegenheit, das Alumnat zu besichtigen. Bei dem Festakt, der im großen Saal des Martin-Luther-Hauses stattfand, wurden dem Alumnat viele Segenswünsche von staatlichen, kommunalen und kirchlichen Stellen dargebracht, aus denen die Bedeutung der Gründung dieser Einrichtung hervorgeht.

Zum Alumnatsleiter berief der Vorstand des Vereins Herrn Pastor Dr. Reiß, der als Vikar und Hilfsprediger fast 2 Jahre lang in hervorragender Weise die Jugend der Evangelischen Kirchengemeinde Burgsteinfurt betreut hatte und für das Amt des Alumnatsleiters gerade prädestiniert war. Dr. Reiß wurde aber schon zu Pfingsten 1954 von der Kirchenleitung in das Amt des Studentenpfarrers an der Universität Münster berufen. Sein Nachfolger in der Leitung des Alumnats wurde Dr. Hermann Wiarda, der bis dahin Religionslehrer an der Kreisberufs- und -fachschule in Burgsteinfurt war. Nach dessen Weggang von Burgsteinfurt berief der Vorstand am 1. 5. 1955 als neues Alumnatsleiterehepaar Herrn Pastor Joneleit und Frau. Beide brachten eine reiche Erfahrung in der Arbeit an der heranwachsenden Jugend mit. So entwickelte sich das Alumnat bald zu einem Institut, das über die Grenzen Westfalens hinaus bekannt geworden ist. Obwohl heute 80 Plätze für Jungen zur Verfügung stehen, müssen Woche für Woche viele Aufnahmegesuche abschlägig beschieden werden.

Am 1. 4. 1955 wurde die Mädchenabteilung des Alumnates in das der Evangelischen Kirchengemeinde Burgsteinfurt gehörende Haus, Bahnhofstr. 9, verlegt. Hier standen 15 Plätze für Mädchen zur Verfügung. Als Leiterin dieser Mädchenabteilung wurde Frau Vikarin Winkhaus berufen. Wirtschaftlich blieben beide Abteilungen miteinander verbunden.

Ein erfreuliches und für die weitere Stabilisierung wichtiges Ereignis brachte das Jahr 1957, am 31. Juli dieses Jahres konnte der Verein das Gebäude, in dem das Alumnat bisher zur Miete wohnte, von der Firma Tenrich & Wegmann käuflich erwerben. Staatliche und- kirchliche Stellen halfen bei der Finanzierung des Kaufs. Durch umfangreiche Neuanschaffungen und Renovierungen wurde das Haus in den Jahren 1957/58 so ausgestattet, daß es den Erfordernissen der Jugenderziehung entspricht.

Schon immer wurde es als empfindlicher Mangel empfunden, daß für die 80 Jungen ein ordentlicher Spiel- und Sportplatz fehlte. Darum entschloß sich der Vorstand, im Frühjahr 1959 die von der Firma Tenrich & Wegmann gepachtete neben dem Alumnatsgrundstück gelegene Wiese zu einem brauchbaren Sportplatz auszubauen. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die gärtnerischen Anlagen vor und hinter dem Alumnatsgebäude neu hergerichtet.

So konnte das Alumnat am 30. Mai 1959, dem Tag, an dem vor 5 Jahren die feierliche Einweihung stattfand, seinen Geburtstag innerlich gefestigt und äußerlich in ansehnlichem Zustande feiern.